Tja, die «20-Minuten-Design-Ausgabe» ist wohl einer der grössten Design-Unfälle in der schweizer Printlandschaft. Das ist eigentlich schade, wenn man das mal rein aus dem Design-Blickwinkel anschaut (die Vermischung von redaktionellem Inhalt mit Werbung ist eine andere Geschichte): Denn immerhin wurde da hinter den Kulissen von der Kreativmannschaft viel Arbeit reingesteckt. Schade auch für das Luzerner Studio Feixen, das eigentlich recht cooles Zeugs macht, gerade auch im Posterbereich. Es ist sehr frustrierend für Gestalter, wenn man soviel Energie in ein Projekt steckt und am Schluss der Funken nicht zündet.
Die Frage ist, warum da intern nicht früher die Alarmglocken geläutet haben. Denn eigentlich ist es ja eine alte Wahrheit im Zeitungsdesign, dass die Lesbarkeit der Artikel niemals tangiert werden darf; sie ist nahezu heilig. Wenn sie dann noch kommerziellen Interessen geopfert wird, dann stösst das erwartungsgemäss im Publikum auf wenig Gegenliebe. Experimentieren ist natürlich in Ordnung, die Anzahl der 08/15-Zeitungsseiten ist auch so immer noch hoch genug, so dass man gerne mal designmässig aufbrechen darf und soll – aber nicht auf Kosten des inhalts.
Zu guter Letzt: Wenn man hinter die Farbkleckse der Design-Ausgabe blickt, offenbart sich etwas spannendes – für die Artikel wurden neue Schriften eingesetzt. Und das sieht gar nicht mal so schlecht aus, wenn man sich die Farbe wegdenkt. Als eigentlich urban orientierte Zeitung hätte 20 Minuten durchaus mal ein moderneres Layout als das heutige verdient; gerade in Skandinavien gibt es viele toll designte Gratistitel. Vielleicht könnte man sich da mal inspirieren lassen. Das ist meine rein private Meinung, die in keinster Art als Kollegenschelte zu verstehen ist.