Krea­ti­vi­tät ist 20 Stutz wert

Die Front­sei­te der neu­en Schwei­zer 20er-Note, die ab dem 17. Mai in Umlauf kommt.

Jetzt sind sie da: Heu­te wur­de die neue 20er-Note vor­ge­stellt, die von der Schwei­ze­ri­schen Natio­nal­bank ab dem 17. Mai in Umlauf gege­ben wird. Eine Design­kri­tik soll das hier nicht wer­den, getreu dem Mot­to, man soll nur an Din­gen her­um­mä­keln, die man auch sel­ber in Hän­den hal­ten kann. Die Mei­nung des Publi­kums auf den sozia­len Medi­en ist erfah­rungs­ge­mäss geteilt. Das ist aber auch egal; bei einem Mega-Pro­jekt wie Bank­no­ten kann man nicht jeden Ein­woh­ner die­ses Lan­des fra­gen, ob das Design dem indi­vi­du­el­len Geschmack ent­spricht. Aus­ser­dem hat die Desi­gne­rin der Bank­no­ten, die Luzer­ne­rin Manue­la Pfrun­der, jah­re­lang an dem Pro­jekt gear­bei­tet; für die 50er-Note etwa benö­tig­te sie elf Jahre.

Bank­no­ten­de­sign ist folg­lich die Nische der Nische der Nische, wenn man bedenkt, dass so alle 20 Jah­re mal ein Gra­fi­ker in die­sem Land zu so einem Job kommt. Auch an Kom­ple­xi­tät dürf­te der Auf­trag wohl kaum zu über­bie­ten sein, müs­sen doch gestal­te­ri­sche Fra­gen immer wie­der mit Sicher­heits­an­for­de­run­gen in Ein­klang gebracht wer­den. Wie so eine Dis­kus­si­on mit den Auf­trag­gebern abläuft, möch­te ich mir lie­ber nicht vorstellen.

Doch kom­men wir­zu einem ande­ren Aspekt der 20er-Note: Sie ist dem The­ma «Krea­ti­vi­tät» gewid­met, das wie­der­um mit dem «Haupt­ele­ment Licht» illus­triert wer­den soll. Mit ande­ren Wor­ten: Die Krea­tiv­bran­che hat jetzt ein klei­nes Denk­mal in Form einer Bank­no­te bekom­men. Dass man dafür aus­ge­rech­net die 20er-Note und nicht etwa die 1000er-Note genom­men hat, scheint fast etwas iro­nisch zu sein, wenn man weiss, wie unter­be­zahlt vie­le Krea­tiv­schaf­fen­de sind. Hof­fen wir, dass dies bei poten­zi­el­len Auf­trag­ge­bern nicht fal­sche Erwar­tun­gen aus­löst, so nach dem Mot­to «Ich geb dir 20 Stutz und du machst mir ein schö­nes Logo dafür». Da müss­te man dann dem Kun­den klar machen, dass er schon ein gan­zes 20er-Bün­del hin­le­gen muss. Alter­na­tiv wer­den dann auch die 1000er-Noten ger­ne akzep­tiert, auch wenn man der­zeit noch nicht weiss, wel­chem Mot­to die­se gewid­met sein werden.

Abschlies­send noch ein Wort zur ver­wen­de­ten Typo­gra­fie auf den Bank­no­ten: Die­se ent­spricht der Haus­schrift der Schwei­ze­ri­schen Natio­nal­bank – die Bank ver­fügt näm­lich über eine eige­ne Schrift­art, die nir­gends käuf­lich zu erwer­ben ist. Sie trägt den Namen «SNB Alpha­bet» und wur­de vom Schwei­zer Typo­gra­fen Hans Edu­ard Mei­er gestal­tet (eben­falls Erfin­der der Basis­schrift an Schwei­zer Schu­len, was zur Abschaf­fung der Schnür­lischrift führ­te). For­mal han­delt es sich hier um eine adap­tier­te Ver­si­on der «Hel­ve­ti­ca Con­den­sed» – was nichts mehr als recht ist: Wo Schweiz drauf steht, soll auch Schweiz drin sein.

Die Geschich­te der 20er-Note

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Alle Bil­der: Web­site der Schwei­ze­ri­schen Nationalbank



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