Jährlich im Mai versammelt sich die europäische Medienwelt am European Newspaper Congress (ENC) in Wien – und debattiert im ehrwürdigen Rathaus-Saal über erfolgreiche Strategien für Medienhäuser. «Print ist tot», sagten da die Jungspunde. «Print lebt», bewiesen zahlreiche Referenten. Nun denn: Wer nicht am Kongress dabei sein konnte oder ihn nochmals Revue passieren lassen will – hier ist ein Rückblick in munteren Zitaten. Und wer sich lieber die Vorträge in voller Länge geben will, kann dies auf der Youtube-Seite des ENC tun.
Kreativität braucht Atmosphäre. Du kannst Kreativität nicht in vorgeschriebene Workflows giessen. Kreativität hat was mit Menschen zu tun, mit Geist. Und es hat ganz viel mit Vertrauen in Menschen zu tun.
Julia Jäkel, CEO von Gruner+Jahr, glaubt an die Macht der Kreativität und setzt bei neuen Projekten auf Hemdsärmligkeit.
Wir haben die Marketing-Onkels nicht mehr, dafür haben wir mehr Redakteure.
Gerrit Klein, CEO des Ebner-Fachverlages, findet, dass der Redaktor das beste Marketing-Tool für das Promoten seiner Stories ist.
Warum müssen Kioske immer so langweilig sein? Das kann man doch schöner machen.
Tyler Brûlé, Verleger, versteht nicht, warum Kioske immer so unsexy sind.
Es ist sehr schwierig, digital begehrlich zu glänzen, das geht mit einem gedruckten Hochglanz-Magazin besser. Hochglanz und optischer Luxus ist immer noch ein Privileg von Print. Aber hochglänziges Papier reicht nicht, es braucht mehr.
Thomas Lindner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, hat Print noch nicht ganz aufgegeben. Mit dem Hochglanz-Magazin Frankfurter Allgemeine Quarterly (FAQ) verdient man zwar kein Geld, aber man tut es aus Freude an der Sache.
Wir müssen vor lauter Facebook und Snapchat schauen, dass auf Redaktionen noch diskutiert und debattiert wird.
Christian Lindner, Journalist, wünscht sich auf Redaktionen wieder mehr Gespräche statt Scrollen und Swipen.
Frauen haben eine 16 Prozent höhere Bounce-Rate als Männer. Frauen liefern vier Prozent weniger Page Impressions als Männer. Und Frauen haben eine kürzere Verweildauer pro Besuch als Männer.
Peter Wälty von 20 Minuten weiss ALLES über seine Online-Kundschaft – Daten sei dank.
Die Gutenberg-Praxis verglüht, wir befinden uns im Age of Screens.
Martin Zimper von der Zürcher Hochschule der Künste wünscht sich von den Redaktionen mehr gut gemachte Videobeiträge.
Als wir zum ersten Mal konstruktiven Journalismus machten, hat das nicht funktioniert, weil wir ein schlechtes Logo hatten.
Oliver Reinhard, Sächsische Zeitung, hat eingesehen, dass schlechtes Logo-Design die Relevanz des Inhalts schmälern kann.
Früher haben wir unsere Geschichten den Journalisten angeboten, mit ungewissem Ausgang. Heute machen wir sie selber. Und wir bieten sie online ohne Paywall an.
Patrick Kammerer, Director Public Affairs and Communications von Coca Cola, mag nicht mehr die Journalisten beknien. Und dass Coca Cola keine Paywall hochfährt, ist doch äusserst grosszügig.
Jeder möchte mal Trump sein und auf nichts Rücksicht nehmen müssen. Diesen geheimen Wunsch hegt jeder in sich.
Johan Vetter, Leiter Corporate Communications des Mineralölkonzerns OMV, schaut tief in die Psyche des Publikums.
Investoren lieben Geschichten, fast noch mehr als Business-Pläne.
Constantin Seibt von «Die Republik» über die Motivation von Investoren, die bereit sind, Geld für Online-Journalismus locker zu machen.
An der einen oder anderen Stelle stände uns mehr Deutungsdemut gut zu Gesicht.
Giovanni die Lorenzo, Chefredaktor Die Zeit, wünscht sich wieder mehr Nachdenken und weniger Raushauen von den Journalisten.
Fotoreportagen gehören zum selbstverständlichen Auftritt einer Zeitung. Das ist ein grosses Gebiet, wo man noch mehr machen könnte.
Norbert Küpper, Veranstalter des European Newspaper Awards, gibt den Journalisten einen Hinweis, wo visuell noch viel Potenzial brach liegt.
Unser Art Director Peter Breul hat etwas, das vielen Art Directors fehlt: Erstens liest er jeden Artikel in der Zeitung. Und zweitens beweist er in der Umsetzung von Inhalten visuelle Intelligenz.
Jürgen Kaube, Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, lobt seinen Gestaltungschef für die Sonntagszeitung in den höchsten Tönen.
There is only one lesson to remember: There is no truth. Always be ready to change.
Susanna Ilmoni, Chefredaktorin der Lokalzeitung «Hufvudstadsbladet» in Finnland, hat mit ihrer Zeitung sowohl im Print als auch online viel ausprobiert. Und ist fest entschlossen, das auch weiterhin zu tun. Mit dieser Einstellung ist das Blatt immerhin Lokalzeitung des Jahres geworden.
Wir haben den Dresscode bei Daimler nicht geändert, nur weil wir jetzt einen Blogger angestellt haben. Der Dresscode wurde schon vorher gelockert.
Jörg Howe, Leiter Globale Kommunikation bei Daimler, erklärt, dass es für seine Firma ein Kulturwechsel ist, wenn man einen Blogger einsetzt. Der interne Einfluss des Bloggers scheint aber Grenzen zu haben.
Unsere Zeitung liebt die Frauen. Und die Frauen lieben unsere Zeitung.
Christian Jensen, Chefredakteur der dänischen Zeitung Politiken, über eines der vielen Erfolgsrezepte seines Mediums. Kein Wunder, wurde der Titel zur «Europäischen Zeitung des Jahres» gewählt.
Print stirbt.
Lina Timm vom Start-up Media Lab Bayern gehört zu den «Young Professionals» und kann dem Papier nicht mehr allzuviel abgewinnen.
Zeitungen sollten nicht wie Webseiten aussehen. Und sie sollten visuell einen soliden Auftritt haben.
Ronald Ockhuysen, Chefredaktor der niederländischen «Het Parool», hat den Titel «Europäische Regionalzeitung des Jahres» ergattert. Und er hat eine klare Meinung dazu, wer im Newsroom den Ton angibt: Die Kreativabteilung.
Wir haben es einfacher als viele Andere, weil wir keine Printmarke ins Hier und Jetzt übersetzen und neu erfinden müssen.
Nora Beckershaus vom Online-Magazin Refinery29 ist Newcomerin des Jahres. Und ganz froh, dass sie sich nur auf den Online-Kanal konzentrieren muss.
In Rumänien gibt es ein Sprichwort: Die Pessimisten sagen, es kann nicht schlimmer kommen. Und die Optimisten sagen doch, es kann.
Der Chefredaktor der rumänischen Wirtschafts-Zeitschrift Economistul glaubt trotzdem, dass Print überleben wird.