Es gab Zeiten, da war die Stadt Luzern ein Kinoparadies. Kinos an jeder Ecke; ihre Aussenfassaden waren eine liebevolle Referenz an die Gründerzeit des Kinos und trugen darum etwas zu einem lebendigen Stadtbild bei. Das ist leider schon ein paar Jahre her. Und jetzt wurde auch noch der vorletzte Vertreter dieser alten Kinogattung geschlossen: Das Kino Limelight (Bild) ist in die Sommerpause gegangen – und die wurde jetzt in die Ewigkeit verlängert.
Das schmerzt Kinofreunde besonders. Das Limelight war ein kleines, herziges, plüschiges Kino. Es hatte die richtige Grösse: Nicht zu klein (wie die unsäglichen Schuhschachtelkinos im Capitol), nicht zu gross (so dass man einen vernünftigen Film auf einer vernünftigen Leinwand anschauen konnte). Und eben sehr warm, sehr kuschelig, eine kleine Insel des Wohlfühlens. Auch, dass es im Limelight einen kleinen Balkon gab, trug dazu bei, die nostalgischen Kinogefühle zu beflügeln. Das war noch gute Kino-Innenarchitektur.
Mit der Schliessung des Limelights verliert die Stadt eine weitere prägende Ecke. Der Bau eines Mega-Kinokomplexes im Vorort Emmen hat das Kinosterben in der Stadt beschleunigt. Schlimmer aber ist, dass inzwischen fast die ganze Kinoszene von einem profitorientierten Zürcher Kinomulti gesteuert wird.
Nun ist ja an und für sich nichts schlechtes dabei, wenn ein Kinobetreiber auch Geld verdienen will. So funktioniert nun mal die Marktwirtschaft, auch im Filmbusiness. Sehr wohl ein Unterschied ist es aber, ob ein Unternehmer das Kinogeschäft nur aus Profitgründen betreibt oder sich eben auch der Sache des guten Films verpflichtet fühlt.
Beispiel Zug: Hier gehören die Kinos der Familie Ulrich. Amüsiert erinnere ich mich an meine Jugendjahre zurück: Damals, als Senior Ulrich in den Kinosaal stürzte und lauthals zu verstehen gab, dass er für den gerade anlaufenden Hollywood-Massenproduktionsfilm nichts übrig hat. «Schaut doch was vernüftiges. Woody Allen zum Beispiel», sagte er dann. Als Jugendliche haben wir ihn belächelt. Heute muss ich sagen: Der Mann hatte eine Mission. Für gute Filme ging er durchs Feuer.
Ja und genau dieses Feuer vermisse ich in Luzern heute. Kino ist kein Erlebnis mehr, sondern ein profitorientiertes Massengeschäft geworden; seit der Zürcher Kinokonzern hier regiert, sind die Preise auch deutlich angestiegen. Zum Stadtbild tragen die heutigen Kinos nichts mehr bei. Das Capitol ist ein langweiliger, uninspirierter Bau und das Cinemax in Emmen moderne, beliebige Shopping-Center-Architektur.
Den wahren Filmfreunden bleibt also derzeit nur noch das Arthouse-Kino Bourbaki, das wenigstens an einem wunderbaren Ort untergebracht ist. Und das allerletzte Single-Kino der Stadt, das Modern, das auch dem Zürcher Grosskonzern gehört und mittlerweile (nebst dem Bourbaki) einer der wenigen Orte ist, wo man noch Filme in Originalsprache anschauen kann. Man darf gespannt bleiben, ob auch das «Moderne» noch ein paar Jahre überlebt – oder ob auch dieses altehrwürdige Kino irgendwann dem Profit geopfert wird.