Heute morgen in einem bekannten Luzerner Café (das nebst dem Ambiente berühmt ist für seine grosse Auswahl an Tageszeitungen): Die Sonne scheint ins Café, nur wenige Leute geniessen an diesem Montag ihr Gipfeli und ihre Schale. Aus dem Lautsprecher an der Decke säuselt «I was made for loving you baby» in einer jazzigen Soft-Version.
Moment!
I was made for loving you baby?
Genau dieser Song lief schon die Woche vorher in besagtem Café.
Und die Woche zuvor auch.
Und die Woche davor auch schon.
Aha: Ein klassischer Design-Fehler – mangelnde Aufmerksamkeit im Detail. Nun ist ja schon klar, dass ein Café durch anderes brillieren muss als durch sorgfältige Musikauswahl: Einen anständigen Kaffee. Ein Gipfeli, das nicht so brösmelet, dass nacher die ganze Hose voll ist. Freundliches Personal. Eine gute Küche. Die Musik gehört also zu den Softfaktoren. Und nichtsdestotrotz: Immer die gleiche CD im Wiederholungs-Modus laufen zu lassen, ist etwas unachtsam. Denn vermutlich ist alles noch viel schlimmer: Die CD wird nicht nur im Wochenmodus repetiert, sondern jeden Tag.
Schon in der Vorwoche ist mir aufgefallen, dass «I was made for loving you baby» nicht nur einmal durch den grossen Raum schallte. Sondern mit schöner Regelmässigkeit innerhalb einer Stunde. Allerdings geht es auch noch schlimmer: Im Frühling war ich in Wien an einem Zeitungskongress. Da war ich auch schon im Jahr zuvor. Und was fand ich da heraus? Dasselbe Hotel spielte zum Frühstück dieselbe CD wie im Vorjahr. Als Kunde kann einen das etwas erstaunen. Würde ich hingegen dort Arbeiten, dann müsste ich entweder auf Durchzug schalten oder würde heimlich mal die CD auswechseln.
Ein Café kann also noch so durchgestylt sein – das Tückische liegt manchmal im Kleinen. Aber immerhin: Der Song «I was made for loving you baby» (ursprünglich von der Hardrock-Band Kiss, danach millionenfach gecovert) ist eine gute Auswahl, um repetiert zu werden. Denn der Songtext selbst besteht auch vor allem aus Wiederholungen. Insofern müsste man also fast annehmen, dass das Lied bewusst ausgewählt worden ist (und wäre dem so, nehme ich alles hier zurück und attestiere dem Luzerner Café absolute Detailversessenheit auch in Musikfragen).